Teil 4: durch das Chinesische Meer - auf den Spuren von Ho-Chi-Minh (Tag 13-16)

 

 

Ho-Chi-Minh war der Gründer der kommunistischen Partei Vietnams, Freiheitskämpfer und Präsident der demokratischen Republik Vietnam, Namensgeber des gleichnamigen Pfades.

Foto: Wikipedia
Foto: Wikipedia

Donnerstag 25. Januar 2018

Und schon wieder ist ein Seetag. Heute Mittag dekorieren die Food-Leute einen Obststand auf dem Lido Deck. Zahlreiche exotische Früchte laden zum Kosten ein,  die Kellner bereiten leckere Smoothies zu. Dazu spielt wieder die Bordkapelle. Vom gelegentlichen Nieselregen lässt sich niemand abhalten den "Marktplatz" zu besuchen.

Zum Zeitvertreib lädt mich der Programmpunkt "Brückenbesichtigung" am Nachmittag ein. Conny hat kein Interesse, also pirsche ich alleine hoch. Interessant ist es schon, einmal einen Blick auf den Arbeitsplatz der Nautiker zu werfen. Zu sehen sind Radar, elektronische Seekarte und diverse nautische Instrumente und Schaltanlagen. Natürlich auch die Trolls unseres norwegischen Kapitäns. Dort darf ich mich auch als Steuermann betätigen und das erstaunlich kleine Ruder in die Hand nehmen. Das Misstrauen der Offiziere gegenüber meinen Steuerkünsten ist dann doch ausreichend groß - der Autopilot wird dabei nicht ausgeschaltet.

Dann geht es noch kurz raus auf die Nock, dem wohl schönsten Aussichtsplatz des ganzen Schiffes. Schon sind die 20 Minuten Besichtigungszeit vorbei und ich muss wieder raus aus dem interessanten Raum.

Ansonsten gibt es von dem heutigen Nachmittag nix zu berichten, wir verbringen die Zeit bis zum Abendessen mit Faulenzen.

Nach dem Dinner präsentieren sich uns die Chef- Sous- und Stationsköche und erhalten viel Aplaus. Danach der übliche Absacker an der Phönix Bar und es geht in die Falle.

 

Freitag 26. Januar 2018

Phu My heißt der Hafen bzw. die Hafenstadt in Vietnam, wo wir heute einlaufen. Kannten wir vorher auch nicht - kann man danach auch wieder vergessen, nix besonderes los hier. Na ja, fast nix los. Hier mündet der Mekong in den Indischen Ozean, um uns herum ist also das Mekong Delta und ca 40 km flussaufwärts befindet sich "Ho Chi Minh City" das frühere Saigon. Wird auch von den meisten Einheimischen noch so genannt.

Nach dem Frühstück gehts dann also wieder gleich raus zu den Bussen und auf Tour. Ziemlich chaotisch der Straßenverkehr, wie eigentlich fast überall in Asien und wir stauen uns am quirligen Leben auf den Straßen langsam hin zur Autobahn Richtung Ho Chi Minh City. Gleich fallen uns die Parolen auf den Propagandaplakaten auf, wo die kommunistische Regierung die Wohltaten der Partei preist. Was uns noch auffällt sind die unkonventionell bepackten Mopeds die überall rumwuseln.

Und das mit den Mopeds ist hier in Vietnam so eine Sache. Die fahren ja überall in Fernost so rum, aber in den Massen wie hier haben wir das noch nicht gesehen. Unglaublich und unglaublich chaotisch geht das hier zu. Das ist kaum zu beschreiben und kaum auf Bildern zu zeigen. Einfach mal hinfliegen und selbst erleben. In Saigon leben ca. 8 Millionen Menschen, die mit fast 2 Millionen Mopeds unterwegs sind. Die Teile werden für alles benutzt was irgendwie damit zu transportieren ist, Fassungsvermögen oftmals 4 Personen. Queren tun wir auch einen "Bahnübergang". Hier verläuft die Strecke Saigon - Hanoi, die täglich befahren wird. Sucht mal auf Youtube "Zug Vietnam" oder schaut hier auf dem Link wenn er noch funktioniert https://www.youtube.com/watch?v=wzek-raOdaU&t=2630s

Etwas außerhalb des direkten Zentrums umgeben uns wieder diese typischen Straßenszenen die wir an Asien so lieben. Wir kommen an einer (augenscheinlich) Bio-Metzgerei ;-) vorbei, deren Mitarbeiterinnen unter höchsten Hygienestandards ihre Ware zerlegen und feilbieten. Die elektrische Infrastruktur wird von den Technikern auf das Akkurateste instandgehalten, und überall verfügbares schnelles Internet wird auch überall schnell verlegt. Hier merkt man wie die Statistiken manchmal nur die halbe Wahrheit sagen: Dort Fliegerleitungen schnell mal gespannt, bei uns in Deutschland muss alles unter die Erde verlegt werden, mit entsprechenden Genehmigungsverfahren und horrenden Kosten.

Endlich kommen wir mit dem Bus raus aus dem Chaos von Saigon, fahren durch dicht besiedelte Agrarlandschaften und erreichen dann recht zügig die Museumsanlage des Cu Chi Tunnelsystemes. Ausführliche Infos hier:

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Tunnel_von_C%E1%BB%A7_Chi

 

Die Cu Chi Tunnel erstrecken sich auf über 200 m² Fläche nordwestlich von Saigon und sind Teil des „Ho Chi Minh Pfades“. Uns wird ein kurzer Vortrag über Bau und Geschichte des Systems gehalten und Teile der Tunnel und Versorgungseinrichtungen gezeigt. Vieles im Nachbau, leider ist nur Weniges interessant zu fotografieren. In die eigentlichen alten Tunnel kommt ein groß gewachsener und wohl genährter Europäer aufgrund der Enge und Tunnelhöhen überhaupt nicht hinein. Trotzdem sind wir beeindruckt zu sehen unter welch spartanischen Bedingungen die Vietkong sich monate- und jahrelang unter der Erdoberfläche organisiert und den Kampf gegen die Amerikaner geführt haben.

In dem weitläufigen System waren Werkstätten, Lazarette, Latrinen und vieles mehr untergebracht. Hier ein paar wenige Aufnahmen der Tunneleingänge, der Gegend um den Tunnel und tödlicher Tretfallen. Interessant auch wie der Rauch der Tunnelküchen teilweise mehrere hundert Meter unterirdisch zu Tarnausläufen weitergeleitet wurde.

 

Bervor wir die Anlage wieder verlassen zeigen uns die Guides noch verschiedene alte Waffen und Granaten sowie die Herstellung von vietnamesichem Reispapier – wie beides zusammenhängt haben wir nicht verstanden.

Das war’s schon wieder, nach zwei Stunden wird zum Rückzug geblasen. Auf in die Busse und los geht es wieder Richtung „Ho Chi Minh City“. Der Rückweg führt uns wieder vorbei an kleinen Dörfern und zerbrechlichen Hütten mitten durch weite Reisfelder. Auf halber Strecke werden wir in einem vietnamesischen Gasthaus mit sehr schmackhaften Gerichten und 2 „Saigon“ Bier bewirtet.

 

Es bleibt wenig Zeit zum Aufenthalt, denn wir müssen uns ja wieder durch Saigon hindurch stauen. Klappt allerdings spürbar besser als heute Morgen. Es bleibt noch Zeit für einen Abstecher ins Zentrum. Dort besuchen wir einen interessanten kleinen buddhistischen Tempel – „Emporer Jade Pagoda“  oder „Cua Ngoc Hoang or Phuoc“ der mit sehr viel Schnitzereien, Blattgold und Räucherstäbchen sowohl optisch als auch duftmäßig ein Erlebnis darstellt. Weiter geht es durch die engen Straßen zur Kathedrale „Notre Dame“ die mit ihrem 80 m hohen Turm noch von den französischen Kolonisten im Jahre 1880 fertiggestellt wurde. Direkt gegenüber befindet sich das genau so alte historische Postamt der Stadt, in dem die Zeit stehen geblieben scheint

Ums Eck erreichen wir dann auch den ehemaligen Präsidentenpalast von Saigon, heutiger „Palast der Wiedervereinigung“ und nicht weit davon die amerikanische Gesandtschaft (früher Botschaft) auf deren Dach am 05. Mai 1975 der letzte Hubschrauber mit Amerikanern aus dem Land flüchtete.

Bei Einbruch der Dunkelheit nähern wir uns dann auch wieder dem Hafen und der MS Artania. Viel gesehen haben wir, und geschichtsträchtige Orte haben wir besucht.

Kaum an Bord werden auch schon die Leinen eingeholt und wir legen ab – auf in Richtung Da Nangh. Bei dem milden Wetter am Abend findet achtern wieder eine tolle Party statt mit schöner POP Musik und der live Begleitung der „aus Funk und Fernsehen bekannten“ Geigerin Sophie Moser.  Ich springe in mein schönstes Hemd, und wir feiern mit.

 

Samstag 27. Januar 2018  Seetag

Was soll ich viel  schreiben, die Abläufe an Seetagen sind meist recht ähnlich. Aufstehen, Frühstücke, Schiffsrunde, Sonnendeck, Mittagessen, Sonnendeck, Phoenix Bar, Abendessen, Absacker. Heute nur mit ein wenig gröberer See und etwas mehr Wind, aber immer noch recht mild so um die 25 Grad. Schaukelt ganz schön heute unsere „Grand Lady“.

Wir schauen uns die neu gestaltete Pazifik Longue ganz oben an, weil dort sind wir eigentlich nie, und beobachten die kleinen und größeren Schiffchen auf unserem Weg. Am Nachmittag dann wieder das „Wiener Kaffeehaus“ mit unzähligen Kuchen und Torten bei dem Conny mit unserem Lieblingskellner Anthony posiert.

 

Sonntag 28. Januar 2018  Da Nang / Vietnam

Bedeckt, ab und zu leichter Nieselregen. So stellt sich die Lage bei unserer Einfahrt in den Hafen der Millionenstadt (sind fast genau 1 Million) dar. Der Hafen liegt direkt am Mündungsdelta des Flusses Han. In Da Nach hausten seit dem 18. Jahrhundert die Franzosen als Besatzer, und nur ein knappes Dutzend Kilometer südlich des Hafens begann 1965 in der „China Beach“ das amerikanische Abenteuer in Vietnam. Der folgende jahrelange grausame Krieg endete schließlich in einer schändlichen Kapitulation der Nordstaatler.Heute ist davon natürlich nichts mehr zu sehen, zumindest auf unserem kurzen Ausflug nicht, bei dem wir uns aufmachen mit dem Tourbus ins Zentrum von Da Nang. Es geht hier spürbar ruhiger zu als in Saigon, also für asiatische Verhältnisse. Es ist eine recht aufgeräumte Stadt schön gelegen an den Wasserarmen des Deltas. Auch hier zahlreiche neue Brücken und viele neue Hochhäuser für die wachsende Bevölkerung. Und was machen wir? Wir lassen uns, dekadent wie wir nun mal sind, mit einer Rikscha durch das Zentrum fahren. Das sind natürlich alles neue Konstruktionen, und am Parkplatz warten über 100 Fahrer auf die Kundschaft vom Hafen oder aus den Hotels. Macht einen riesigen Spaß die Tour und wir sehen die Stadt aus einer recht ungewöhnlichen Perspektive.

Weiter geht die Fahrt nach Hoi An, der alten Kaiserstadt.

Eine Anekdote dazu: der Kaiser der diese Dynastie begründete hieß Nguyen. Nun wollten viele Gefolgsleute, Schleimer und sonstige Liebhaber des Kaiserhauses auch so heißen und benannten sich um. Was dazu geführt hat, dass mittlerweile jeder 2. Vietnamese den Namen Nguyen trägt.

Wieder zur Stadt Hoi An: Diese wurde während des Vietnamkrieges fast völlig verschont und zeigt sich uns sehr malerisch und idyllisch, aber auch extrem touristisch. Wobei die Touristen fast ausschließlich aus Vietnam und China kommen, wir sind hier die Exoten. Schön die kleinen Gässchen, der kleine Tempel auf der Brücke und das ganze bunte Treiben am Flüsschen und den Kanälen. Wir fühlen uns hier so richtig wohl und lassen uns durch die Altstadt treiben.

Als wir wieder am Bus angelangen finden wir den Fahrer schlafend in seiner Hängematte im Gepäckraum. Zurück geht die Reise wieder nach Da Nang, nun aber an den herrlichen flachen und kilometerlangen Strand. Auf das includierte Essen verzichten wir, und verbringen die eine Stunde unten im Sand. Toll.

Zurück auf dem Schiff erspähen wir ein seltsames Wetterereignis, über eine Inselkuppe deckt sich ein Wölkchen, so dass es ausschaut wie die Pileolus vom Papst. Langsam zieht die Dämmerung herauf, mit schönen Ausblicken auf die Stadt und das Geschehen im Flußdelta und im Hafen. Wir legen fast zeitgleich mit der „Chinese Taishan“ ab, einem etwas in die Jahre gekommenen chinesischen Kreuzfahrer, den wir dann morgen wieder treffen werden. Nach dem Abendmahl der traditionelle Absacker am Heck – wie ihr sehen könnt wird es nun auch ein wenig kühler.