Teil 5: von Hainan nach Hongkong - auf den Spuren des modernen China (Tag 17-20)

Hainan ist das "Hawaii Chinas" und Hongkong die "chinesische Sonderverwaltungszone" - beides pulsierende Zentren des modernen chinesischen Lebensstils.

Montag 29. Januar 2018 – Sanya / Hainan / China

Es hat heute Nacht spürbar gewackelt, als wir durch den „Golf von Tonkin“ zur südlichsten chinesischen Insel Hainan unterwegs waren, aber ich mag das, führt zu angenehmem Schlaf. Die Artania legt an, und wir sind noch nicht aufgestanden. What the Hell. Beim Blick aus dem Fenster staunen wir nicht schlecht. Vor uns das Hafengebäude und dahinter 4 Phallus Symbole als Hochhäuser. China live, die haben hier ganz schön was investiert auf ihrer Urlaubsinsel – heißt nicht umsonst „das Hawaii Chinas“. Hier hat sich eine riesige Urlaubsindustrie breit gemacht, die Festlandchinesen fluten die Insel, und auch die Altkommunisten aus der Sowjetunion sind zahlreich anzutreffen.

Zur Erledigung der Einreiseformalitäten sind mehrere chinesische Beamte aufs Schiff gekommen und haben an Tischen Stellung bezogen. Facecheck. Und zwar für alle, auch diejenigen die gar nicht an Land wollen. Sehr aufwendig das Prozedere, Einreisekarten werden entgegengenommen – Ausreisekarten ausgehändigt und irgendwann sind wir dann tatsächlich im Hafenterminal. Die suchen hier offensichtlich dringend Nachwuchskräfte für’s Militär, überall sind Werbetafeln. Trotz der Strenge sind alle sehr höflich und um uns bemüht – wir sind das erste deutsche Kreuzfahrschiff das hier anlegt. Mit Plakaten und Leuchtschriften wird im Terminal für uns gegrüßt, und das chinesische Fernsehen ist zur Berichterstattung vor Ort. Lustig dabei natürlich die Szenen bei denen sich die Jungs von „Verrückt nach Meer“ und die Chinareporter gegenseitig filmen.

Gebucht haben wir einen Ausflug in den Park „Tianya Haijiao“, dort sollen sich „weitläufige Strände“ und „imposante Granitfelsen“ befinden. Ein freundlich strenger chinesischer Reiseführer begrüßt und im Bus, kann leider außer chinesisch nur englisch, und das nicht besonders gut. Was wir verstehen ist, dass wir heute wohl etwas Besonderes sind, und dass wir nun an das „Ende der Welt“ fahren werden. Nach einer Viertelstunde Kauderwelsch kapieren es alle Busreisenden endlich. Wir fahren zum südlichsten Punkt von China. Weiter südlich ging es für die Einheimischen jahrzehntelang nicht. Also: Das Ende der Welt.

Auf dem Weg dorthin geht es durch das Zentrum von Sanya und vorbei an der Uferpromenade. Was wir bisher nur im Fernsehen gesehen haben findet hier massenhaft statt. Unzählige Einheimische  machen unter eigentümlichen Klängen ihre Morgengymnastik, Thai Chi oder so was. Seltsam und beeindruckend. Seltsam auch der Aufkleber am Heck des Honda.

Angekommen am Park unsere deutsche Delegation wieder mit großem Bahnhof empfangen, wieder eine Leuchtschrift am Eingang zur Begrüßung zahlreiche Helferleins die uns an den Eingangskontrollen vorbei lotsen. Jeder bekommt nun einen großen VIP Anhänger um den Hals und wir werden in Golf-Karren gesetzt, damit unsere zarten Füßlein den weiten Weg zum Strand gut überstehen. Die spinnen die Chinesen. Aber angenehm ist das doch.

Die Fahrt durch diesen eigentümlichen Park ist einfach nur Schau. Nach einer Weile werden wir dann tatsächlich am „Ende der Welt“ ausgeladen und können uns diese wunderliche Landschaft aus Sand, Felsen, Palmen und Meer anschauen. Und Einheimische sind natürlich auch hunderte vor Ort.

Das sind nun reichlich Fotos und reichlich Eindrücke, wir fahren mit dem Golf-VIP-Car wieder ein Stück zurück um das letzte Stück zum Eingang zu schlendern. Viele Paare nutzen die schönen Motive für ihre Hochzeitsfotos und ich den Standort um landende Flugzeuge zu fotografieren. Schwierig ist es Andenken zu erwerben, wir haben zum Erwerb von Magneten und Getränken weder „Renminbi“ noch „Yuan“ getauscht, und US Dollar will anscheinend außer einer Händlerin niemand. Tja – dann eben kein chinesisches Bier.

Entgegen der Vorhersage haben wir den Tag mit einem sehr warmen Wetter genossen und fahren zurück zum Schiff. Mit einem schönen Ausblick auf die Skyline von Sanya legen wir dann ab, Abendessen und Crew-Show stehen auf dem Programm und dann ab in die Falle.

Foto: Gil Harir/ViGeo TV
Foto: Gil Harir/ViGeo TV

 

 

Dienstag 30. Januar 2018 – südchinesisches Meer

Der letzte Seetag! Ablauf ähnlich wie immer, allerdings hat heute, etwas später als von den Meteorolügen angekündigt das Wetter umgeschlagen. Nicht nur, dass es bei Seestärke 7 ordentlich schaukelt, das können wir ja ab. Nein, die Temperaturen sind auf für uns frostige 15 Grad gefallen. Faulenzen im Liegestuhl ist heute nicht, aber schon seit Beginn der Tour reist ja eine geschenkte Flasche Sekt mit in unserer Minibar. Bei dem Mistwetter ist es dann so weit: Wir setzten uns in "Harry's Bar" ans Fenster und machen dem Schaumwein den Garaus.

 

Mittwoch 31. Januar 2018 – Hongkong

Wir sind auf der Anfahrt in den Hafen von Hongkong, dem Endpunkt unserer so tollen Reise. Es ist kalt, 10 Grad Celsius, der Himmel ist tief bewölkt, es regnet. Hmm, wir wollen keine Melancholie aufkommen lassen und schauen uns die Einfahrt vom Außendeck an. Vorbei geht es an der für Hongkong so typischen Skyline von schmalen Hochhäusern an den Hängen. Vorbei auch an dem ehemals für seine schwierigen Landungen berüchtigten Flughafen Kai Tack. Die Landebahn existier sogar größtenteils noch, aber heute befindet sich dort das neue „Kai Tak Cruise Center“ mit einer riesigen Mall. Wir fahren daran vorbei und weiter zum Hafen im Zentrum. Hier draußen machen die „großen Pötte“ fest, die kleine Artania passt noch an den alten Anleger „Honkong Harbour City“. Honkong wurde auf mehreren Inseln errichtet, und hier in Hafennähe läuft ein großer Teil des öffentlichen Verkehrs über schnelle kleine Fährschiffe die um uns herum wuseln.

Nach dem Frühstück geht es raus, wieder durch aufwändige Zollkontrollen zu dem Bus, wir wollen einmal kurz durch die Stadt fahren und dann einen Spaziergang durch die Straßen und Gassen machen. Es regnet immer noch. Egal – so oft kommen wir ja nicht hierher (ist das erste Mal) und wir wollen was sehen. Zunächst mal einen Abstecher in den „Wong Tai Si Tempel“  den wir ohne Guide zwischen den Hochhäusern wahrscheinlich gar nicht gefunden hätten. Erwartungsgemäß alles voll von Touris und Gläubigen, aber auch hier nochmal schöne Eindrücke der asiatischen Kunst.

Dann geht es hindurch durch abenteuerlich enge und steile Gassen gesäumt von 40-stöckigen Hochhäusern zu einem recht bunten leicht chaotischen Kram- und Obstmarkt. Aufgrund des Regens spannen sich mehr oder weniger dichte Planen in den Gässchen und wir fühlen uns sehr gut unterhalten.

Ein Highlight darf natürlich nicht fehlen: die längste Rolltreppe der Welt. 800 m führt die Treppe den steilen Hang hinauf und erleichtert den Aufstieg. Ziemlich voll hier, denn neben den Einheimischen verstopfen die vielen Touris das Teil. Zwei kleine Einschränkungen zur „längsten Rolltreppe“. Diese führt nur 1-spurig aufwärts, und wird an jeder Querung unterbrochen zum Auf- und Absteigen.

Der nächste ungewohnte Anblick sind die Gerüste in der Stadt. Alle aus Bambus zusammen gefiedelt, teilweise 130 m hoch an den Hochhäusern. Sehr schnell auf- und abgebaut und trotzdem stabil.

Und dann sich da ja noch die Straßenbahnen. Aufgrund der Enge nur etwas mehr als halb so breit wie die in Berlin, es gibt auch nur immer eine Wagen, aber dafür auf zwei Etagen in dichter Fahrplanfolge. Gefällt uns sehr und wir schaue auch lange zu.

Weiter abwärts führt uns der Weg Richtung Hafen und vorbei an der Hongkong Stock Exchange wo wir bis zur riesigen Lobby auch hinkommen. Von dort ein schöner Blick auf das (kleine) Riesenrad und Teile des Innenstadthafens.

So, nun hatten wir Gelegenheit uns aufzuwärmen und machen uns auf zur „Central Pier“ von wo die typischen Fährschiffe rüber fahren zum Hafen wo unsere Artania liegt. Nun sehen wir auch mal unser Zuhause der letzten Wochen von Seeseite – bei regnerischem , diesigem und kalten Wetter. Ich denke mal, morgen wird und dadurch der Abschied nicht ganz so schwer fallen.

Nach Rückkehr zum Schiff noch ein verspätetes Mittagessen und noch einige Fotos von dem beeindruckenden Panorama der Stadt und dann steht auch schon Kofferpacken an. Also ich klappe die Koffer auf, und Conny packt.

Abendessen ist heute recht zeitig, wir haben ja noch nicht genug von der Seefahrt und machen uns dann gleich auf zu einer Dschunkenfahrt bei Nacht. Es geht zu Fuß durch die Mall am Hafengelände bis hinter die Fähranleger. Dort kommt dann auch gleich unser Schiffchen angedampft und alle entern das schaukelnde Ding. Vorteil: "all you can drink". Nachteil: es schaukelt gewaltig und vor lauter Gucken kommen wir kaum zum Trinken. Zwei Stunden in kaltem Wind mit tollen Ausblicken, auch auf unser schwimmendes Hotel. Und der Wahnsinn ist, dass die Wolkendecke aufreist und wir tatsächlich einen Bilick auf den Vollmond werfen können, der im Erdschatten verschwindet. Hier ist gleich Mondfinsternis, in Deutschland war das nicht zu sehen, da war nur der "Supermond". Schaut doch einfach selbst:

Toll, wa? Und das war's dann auch wieder mit der Reise. Zurück auf der Artania nehmen wir noch einen kurzen Drink und dann müssen wir auch schon schlafen. Ach ja, und die Koffer müssen ja auch noch vor die Kabinentür, die werden in der Nacht abgeholt und ins Hafengebäude geschafft. Zum Glück müssen wir nicht ganz so früh raus, und können noch in Ruhe frühstücken. Aber dann heißt es auch schon Abschied nehen von unserem schönen Dampfer. Bye bye Artania, wir sehen uns erst im März 2019 wieder.

Zügig kommen wir durch die Hafenkontrollen und ab in den Bus zum Flughafen. Während der etwa 45 Minuten Fahrtzeit sehen wir wie emsich in Hongkong auf und an den Inseln gebaut wird. Zahlreiche Hochhäuser sind im Entstehen, und aberwitzige mehrspurige Brückenbauwerke wurden gebaut oder sind noch am Wachsen. Also, da kommt die viel gerühmte "deutsche Ingeneurskunst" bei weitem nicht mit. Auch die Behörden wären wohl mit den Genehmigungen erst in mehreren Generationen fertig.

Der neue Flughafen ist auf einer eiesigen Fläche dem Meer abgetrotzt worden und ging nach 4 Jahren Bauzeit in Betrieb. Das Ding ist gefühlt 10x größer als der BER und fertig. Boah. Ganz am Ende noch einige Fotos vonFlugzeugen die man bei uns eher weniger sieht.

Einchecken und Sicherheitskontrolle laufen wie ein Länderspiel, wir sind sehr zeitig im Abflugterminal, so dass noch etwas zeit zum Planespotting bleibt. Und dann geht es auch schon los mit der Austrian Airlines nach 12 Stunden nach Wien und von dort nochmal 1 Stunde bis Berlin. Auf dem Flug über China und die Länder der ehemaligen Sowietunion erhalten wir eine reichhaltige Auswahl an österreichischen Getränkespezialitäten.

Mir bleibt nur "danke" zu sagen für's Lesen. Conny und ich hatten einen tollen Urlaub und unglaubliche Erlebnisse. Davon werden wir noch lange zehren. Dann sagen wir mal tschüss und bye bye, bis zur nächsten Reise.